Seit der Kreisfusion ist der "Gefahrgut- und Stahlenschutzzug" nicht mehr als "Fachzug V" Teil der Kreisfeuerwehrbereitschaft des Abschnitts Nord, sondern als "Fachzug Gefahrgut Nord" in die Umweltfeuerwehr der Kreisfeuerwehr Göttingen eingegliedert.

Die "Umweltfeuerwehr" der Kreisfeuerwehr Göttingen 2017 vor dem Welfenschloss in Herzberg  Umweltfeuerwehr

Aufgaben
  • Beratung bei Gefahrgutunfällen
  • Unterstützung der Ortsfeuerwehren bei Unfällen mit gefährlichen Stoffen als "Primäreinheit" im Rahmen der Alarm- und Ausrückeordnung.
  • Durchführung von Umfeldmessungen bei Brandeinsätzen größeren Ausmaßes
  • Abhandlung von Atemschutzeinsätzen mit gegebenenfalls Chemikalienschutzanzug
  • Dekontamination von Personen

Im Gefahrgutzug sind ca 40 Feuerwehrmänner und -frauen aus verschiedenen Ortswehren des ehemaligen Landkreis Osterode tätig.

Der Fachzug Gefahrgut Nord kann sowohl als "Primäreinheit" bei örtlichen Unfällen mit Gefahrstoffen im Rahmen der jeweiligen Alarm- und Ausrückeordnung, als auch überregional bei entsprechenden Großschadenlagen eingesetzt werden.

Die Mitglieder des Zuges verfügen über eine Alarmgruppe und rücken unmittelbar nach Alarmierung durch die Leitstelle zur Unfallstelle aus. Die Eintreffzeit des Zuges innhalb des eigenen Abschnitts liegt bei ca 15-30 Minuten nach Alarmierung.

GSZ_Gruppenbild_2003

Gruppenfoto 2003 nach einer Großübung in Bad Grund

 

Geschichte des "Gefahrzug- und Strahlenschutzzug"

Am 01.03.1987 wurde, auf Anregung  des damaligen Kreisbrandmeisters Willy Ewald, der „Gefahrgut- und Strahlenschutzzug“ des Landkreises Osterode am Harz gegründet. Zu Anfang bestand die Strahlenschutzgruppe aus 8 Kameraden. Als Fahrzeug dienten der Rüstwagen des Landkreises und einige bereits vorhandene Gerätschaften.

1990 übernahm die personell verstärkte Strahlenschutzgruppe auch die Einsatzbereitschaft für Gefahrgutunfälle und wurde in „Gefahrgut – und Strahlenschutzgruppe“ umbenannt.

Aufgrund eines Erlass des Niedersächsische Innenminister im Jahr 1989, dass jeder Landkreis einen Gerätewagen Gefahrgut (GWG) vorzuhalten habe, erkannte auch der Kreistag die Notwendigkeit einer geeigneten Ausstattung zur Gefahrenabwehr im Bereich der Gefahrgutunfälle, und fasste März 1991 den einstimmigen Beschluss zur Beschaffung eines solchen Fahrzeugs. Am 22. April 1994 wurde das Fahrzeug offiziell an den „Gefahrgut- und Strahlenschutzzug“ übergeben. Dieser bestand zu diesem Zeitpunkt aus 33 Feuerwehrleuten aus dem gesamten Landkreis.

Nachdem 1995 der Katastrophenschutz neu organisierte wurde, erhielt der Landkreis Osterode vom Bund zwei Führungskraftfahrzeuge auf VW T2 und T3. Diese Fahrzeuge sollten später vom Bund durch speziell ausgestattete Erkundungskraftfahrzeuge ersetzt werden. Wegen fehlender finanzieller Mittel sind die Neuenanschaffungen zwischenzeitlich ersatzlos gestrichen worden. Ebenfalls vom Bund erhielt der Landkreis Osterode im Juli 1999 ein Dekonterminationsfahrzeug (Dekon-P). Nachdem im Oktober 2000 auch die  dazugehörige Ausrüstung geliefert wurde, konnte das Fahrzeug einsatzbereit bei der Feuerwehr in Bad Sachsa stationiert werden.

Erstmals war im Jahr 2000 der Zug auf eine Stärke von 60 Kameraden/innen angewachsen. Zur gleichen Zeit wechselte auch erstmalig der Zugführer. Seit Bestehen hatte der Kamerad Mario Musiol das Amt inne, sein Nachfolger wurde Klaus Peter Koch von der Feuerwehr Herzberg.

Im März 2003 wurde der Gefahrgutzug, der bislang als eigenständiger Zug der Kreisfeuerwehr agierte, als Fachzug V in die Kreisbereitschaft integriert.

Da zwischenzeitlich Klaus Peter Koch in Herzberg zum Ortsbrandmeister gewählt wurde, stellte er sein Amt als Zugführer zur Verfügung. Seitdem übernimmt Michael Meyer von der Feuerwehr Osterode die Führung des Zuges.

Im Laufe der Zeit kamen Fragen auf, ob das Einsatzkonzept des Zuges noch Zeitgemäß ist. So wird es zum Beispiel für die Einsatzkräfte immer schwieriger von Ihren Arbeitsgebern freigestellt zu werden. Nach mehreren Gesprächen im Jahr 2004 zwischen der Zugführung, dem Kreisbrandmeister und der Kreisbereitschaftsführung einigte man sich auf eine neue Aufteilung Seitdem wird für Messeinsätze nicht mehr der gesamte Zug alarmiert. Der Landkreis wurde in die Bereiche Nord und Süd aufgeteilt, um bei Messeinsätzen, die wenig Personal erfordern nicht alle Kräfte in Bewegung zu setzen. Bei größeren Schadenslagen wird hingegen sofort der gesamte Einsatzzug alarmiert.

Der Gefahrgutzug wurde in seinen 20 Jahren zu verschieden Einsätzen Alarmiert. Hier ein Auszug:

11.05.1994 Gaseinsatz nach Laubenbrand
So etwas „HARMLOSES“ wie Wühlmausgift ist bei einem Laubenbrand mehreren Feuerwehrleuten zum Verhängnis geworden. Bei der Bekämpfung eines Brandes wurde dieses feucht und setzte giftige Gase und Dämpfe frei. Resultat 18 Verletzte, 4 konnten nach ambulanter Behandlung  gleich wieder nach Hause 14 mussten über Nacht in den Krankenhäuser Osterode und Herzberg zur Beobachtung bleiben.

05.06.1996 Chlorgasunfall im Lonauer Freibad
Im Freibad Lonau musste eine undichte Flasche mit Chlorgas abgedichtet und gesichert werden.

02.07.1996 Brand eines Gefahrgut-LKW
In Bad Lauterberg brannte ein mit Bleistaub beladener „Silo- Auflieger“.  Nachdem das Feuer durch die Feuerwehr Bad Lauterberg gelöscht wurde, musste ein in der Seite befindliches Loch abgedichtet werden, dass kein weiterer Bleistaub austreten konnte.

30.12.1996 Chemikalienfund in einer stillgelegten Fabrik in Osterode
In einer stillgelegten Farben- und Lackfabrik in Osterode wurden über 70 Behälter mit Chemikalien gefunden. Der Gefahrgutzug musste unter Vollschutz die Behälter auf Dichtigkeit überprüfen, undichte Gebinde in Wannen oder geeignete Behälter umpacken und bei unbekannten Stoffen Probe nehmen.

10.11.1998 umgestürzter Tanklastzug zwischen Pöhlde und Rhumspringe.
Im Wassereinzugsgebiet der Rhumequelle war ein Tanklastzug mit Heizöl verunglückt und umgekippt, es mussten  5000 Liter ausgelaufenes Heizöl aufgenommen und der Inhalt des Lastzuges umgepumpt werden.

09.04.2003 Messeinsatz nach einem Buttersäure Anschlage auf einen Osteroder „Nachtclub“

24.09.2004 Großfeuer einem Industrieunternehmen in Bad Lauterberg
Da der Betrieb mit einer großen Menge chemischen Stoffen arbeitet, wurde vorsorglich der Gefahrgutzug nach einer Explosion alarmiert. Nachdem zu erkennen war, dass kein Gefahrguteinsatz erforderlich ist und  die Kräfte bereits mit dem Einpacken begonnen hatten kam es erneut zu einer Durchzündung. Es konnten sofort 5 Trupps zur Brandbekämpfung zur Verfügung stellen werden. Der Gefahrgutzug übernahm die Führung der Atemschutzüberwachung an der Einsatzstelle und koordinierte so, über die gesamte Zeit verteilt, den Einsatz von über 100 Trupps.

Diese Beispielhaft aufgeführten Einsätze verdeutlichen das Aufgabenfeld und die Notwendigkeit der Arbeit des Gefahrgut- und Strahlschutzzuges.

Für die gute Ausbildung steht auch die Tatsache, dass es seit der Gründung nur einen Unfall gegeben hat, bei dem außer einem leicht gequetschten Finger nichts Schlimmeres passiert ist.